Die ab Werk verwendeten SMD-Elektrolytkondensatoren laufen leider mit nahezu an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann aus.
Nun kann man sie in den meisten Fällen gegen Keramikkondensatoren tauschen, welche nicht mehr auslaufgefährdet sind, oder wieder gegen Elektrolytkondensatoren, wenn man dem Originalzustand einfach so nah wie möglich bleiben möchte.
Nicht auslaufgefährdet klingt auf den ersten Blick natürlich super.
Grundsätzlich, aber insbesondere im Audio- und Videobereich der Boards gibt es die Möglichkeit, dass die Keramik-Kondensatoren aufgrund ihrer zu den original vorgesehen Bauteilen unterschiedlichen Eigenschaften Änderungen im Signal erzeugen.
Ich verwende daher auch wieder Elkos mit der originalen Kapazität und höherer Spannungsfestigkeit – dann hat man wieder Jahrzehnte Ruhe.
Als Alternative zu den Kerkos biete ich den Recap mit Polymer Elkos an. Diese laufen auch nicht aus, sind aber leider in der Anschaffung 6x-10x teurer. Hierfür einfach im Shop den Artikel zusätzlich zum Recap in den Warenkorb legen.
Kerkos bzw. Keramik Kondensatoren können auf expliziten Wunsch natürlich auch verbaut werden, aber erst, nachdem ihr das folgende gelesen habt 🙂
Die Elkos / Elektrolytkondensatoren halten i.d.R. auch wieder 20-30 Jahre oder länger (Polymer deutlich länger) – und in der Zwischenzeit geben leider andere Parts den Geist auf, das ist leider sicher und macht sich bereits bemerkbar:
Die Elkos zu tauschen ist eine absolut notwendige Sache, aber es gibt auch genug Boards, bei denen andere Bauteile aufgrund des Alters defekt sind, und das hat nicht zwangsweise mit den alternden Kondensatoren zu tun. Das eine ist ein chemischer, das Andere ein elektromagnetischer Prozess der Alterung. Silizium ist nun mal in der Form degenerativ.
Besonders deutlich ist das beim C64, wo auf defekten Boards teilweise mehrere Chips ausfallen – da sind die Kondensatoren das kleinste Problem. Bei den Amigas wird es in den nächsten Jahrzehnten vermutlich ähnlich aussehen.
Es ist also nicht wirklich von Vorteil, bei den Geräten auf Keramik zu setzen. Außerdem fallen Kerkos auch ab und zu aus, eine 100% Sicherheit gibt es auch hier nicht.
Letzten Endes ist auch der Zustand der Lötpads durch eventuelle Korrosion der alten Kondensatoren entscheidend, ob man dem Board einen weiteren Kondensatortausch in noch so ferner Zukunft zumuten möchte.
Beim C64, A500 / A500+ / CDTV oder A2000/A3000 bzw. allen Modellen mit bedrahteten Elkos ist die Wahrscheinlichkeit des Auslaufens wesentlich geringer. Was nicht heißt, dass es nie passiert, daher sollte man schon alle Jahre wieder nachsehen, ob da was ausgelaufen oder ein Beinchen matt/grün ist. Dennoch neigen diese Bauteile eher zum eintrocknen, als zum auslaufen – womit sie ihre Funktion nicht mehr erfüllen, aber wenigstens den Rest der Platine nicht beschädigen. Beim A500 Rev 6A und folgende kann man sich die beiden „Dicken“ beim Stromstecker mal genauer angucken.
Trotzdem: Ein rein präventiver Tausch ALLER bedrahteten Kondensatoren (Recap) z.B. bei C64 und A500 ohne Störungen ist nicht nötig.
Es gibt demgegenüber das zugegebenermaßen durchaus valide Argument der Fertigungstoleranz, die heutzutage niedriger ist und die Kapazitäten moderner Kondensatoren daher mehr den ursprünglichen Plänen der Ingenieure passen. Die alten Caps hatten meist noch höhere Toleranzen, wenn man Pech hat, macht sich das bemerkbar, aber es wäre in meinen Augen noch kein Defekt, wenn der Zustand nicht neu ist. Man kann dann tauschen, muss man aber nicht.
Beim A2000, A3000, A500+ oder A500/A600 mit Speichererweiterung und Uhr (RTC, z.B. A501 oder A602) gibt es an anderer Stelle Handlungsbedarf: Am Besten eher heute als morgen den Akku entfernen und/oder gegen eine Knopfzelle oder neuem in sicherer Entfernung angebrachten Akku tauschen (lassen 🙂
Bei den CD32 gibt es einen weiteren Grund für einen Kondensatorentausch: Hier wurden schlichtweg ab Werk viele Geräte mit zwei Kondensatoren verpolt bestückt. Die Elkos blähen sich auf und können schlimmstenfalls irgendwann größeren Schaden anrichten. Auch wenn ich diesen Schaden noch nie erlebt habe – so weit die Theorie.
